Weiden ist bunt – und soll es bleiben!

Auftritt von Hubert Treml bei der Jubiläumsfeier !!!

Das Aktionsbündnis „Weiden ist bunt“ entstand vor zehn Jahren, als extrem rechts Gesinnte durch die Straßen unserer Innenstadt zogen und ziehen wollten.

Weiden war bunt in diesen Tagen und voller Entschlossenheit, sich dagegen aufzustellen. Auch Ihr wart Zeugen und habt mitgeholfen, den Widerstand zu formieren.

Die Weidener Demokratie- und Menschenrechtserklärung haben viele unterzeichnet, und viele haben seitdem mitgewirkt, ihre Grundideen von Toleranz und Offenheit zu festigen: inzwischen ist das nötiger denn je.

Wir vom Bündnis wollen nach zehn Jahren Zwischenbilanz ziehen und diese unsere Vorstellungen wieder deutlicher ins Bewusstsein rücken.

Gerade deshalb laden wir Euch ein, die uns in der Anfangszeit und über die Jahre hinweg begleitet und unterstützt haben.

Über Euer Kommen werden wir uns herzlich freuen.

Veit Wagner, Nico Erhardt, Sebastian Flaschel (für den Sprecherrat des Bündnisses)

Flyer zum Donwnload als Pdf-Datei

Internationaler Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust


Die Vereinten Nationen haben anlässlich des 60. Jahrestags der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau in 2005 den 27. Januar als alljährlichen International Holocaust Remembrance Day festgelegt.

Das Aktionsbündnis „Weiden ist bunt“ lädt dazu ein, sich an das beispiellose Verbrechen des nationalsozialistischen Deutschlands zu erinnern, das sich auf abgrundtiefem, irrationalem und durch nichts zu rechtfertigendem Judenhass begründet hat. Das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau ist ein Symbol für das absolut Böse in unserer Zeit. Das einzigartige Auschwitz-Album dokumentiert die Schreckensgeschichte der verschleppten Juden von ihrer Ankunft in der Todesfabrik bis hin zum massenhaften Mord in den Gaskammern.

Der überlebende Elie Wiesel schrieb: „Alle zwei Meter stand ein SS-Mann und hielt seine Maschinenpistole drohend auf uns gerichtet. Hand in Hand folgten wir den anderen. „Männer links raus! Frauen rechts raus!“ Sechs Worte, ruhig und gleichgültig gesprochen, unbewegt. Sechs schlichte, kurze Worte. Den Bruchteil einer Sekunde lang konnte ich meine Mutter und meine Schwester nach rechts heraustreten sehen. Ich sah, wie sie sich entfernten. Ich ging mit meinem Vater, mit den Männern, weiter. Ich wusste nicht, dass ich an dieser Stelle, in diesem Augenblick, meine Mutter und meine Schwester für immer verließ.“

Der folgende Videoclip der Yad-Vashem-Gedenkstätte zeigt das Auschwitz-Album, welches in der Gedenkstätte ausgestellt ist.

https://www.youtube.com/watch?v=Nu76wlEfnNI

Wir möchten den Fokus auch auf die Gegenwart und die Zukunft lenken. In der Zeit des Holocaust und danach fanden Juden auf der ganzen Welt Zuflucht in einem Land, das ihnen Sicherheit und Frieden verheißen sollte: Israel. Dieses kleine Land ist tagtäglich von hasserfüllten Feinden bedroht und schafft es dennoch, seinen Bürgerinnen und Bürgern unabhängig von ihrer Herkunft und von ihrem Glauben eine wunderbare Perspektive für sich und kommende Generationen zu bieten. So wichtig die Erinnerung an die schreckliche Geschichte ist, so wichtig ist auch die Solidarität mit Israel und den Juden auf der ganzen Welt.

Veit Wagner | Nico Erhardt | Ewald Zenger

Antisemitismus: Bürger auf die Straße

Eine Grundschülerin wird gemobbt, weil sie aus einer jüdischen Familie kommt. Ein Mann wird verprügelt, weil er eine Kippa trägt. Eine Gedenkstätte wird beschmiert, weil sie an das Leid der Juden erinnert. Das sind Ereignisse aus jüngster Zeit, die ein Schlaglicht auf den Antisemitismus hierzulande werfen.

Es sind Ereignisse, die zeigen, warum es richtig und wichtig ist, wenn Menschen sich zusammentun, um in einigen deutschen Städten gegen Judenhass zu demonstrieren – Menschen jüdischen, christlichen, muslimischen oder gar keinen Glaubens; Menschen, die sich hinter dem Motto „Berlin trägt Kippa“ versammeln, die nicht hinnehmen wollen, dass Juden angegriffen werden, weil sie Juden sind; Menschen, die eine Situation beklemmend finden, in der es Gründe für die Diskussion darüber gibt, ob Männer auf der Straße ihre Kippa tragen sollten, wovon der Präsident des Zentralrats der Juden abrät. Gewiss, Politiker hatten die antisemitischen Attacken verurteilt. Aber es reicht nicht, wenn nur der Staat das Signal aussendet, dass er keinen Antisemitismus duldet. Dieses Zeichen muss auch aus der Gesellschaft kommen; von Bürgern, die klar machen, dass sie Judenfeindlichkeit für unerträglich halten, ganz gleich, ob sie von Deutschen oder von Zuwanderern ausgeht.

Text von und mit freundlicher Genehmigung von Ferdos Forudastan (Süddeutsche Zeitung)

Demo in Weiden: Abschiebung oder Integration?

Ein Artikel von Julia Zimmermann, Jugendzentrum Weiden, 03.06.2017
( PDF-Artikel )

„Die Jungs in meiner Klasse geben seit einem, eineinhalb, zwei Jahren ihr Bestes. Um hier Fuß fassen zu können. Um nicht mehr auf Hilfe angewiesen zu sein, sondern um ihr Leben selbstbestimmt und in Eigenverantwortung führen zu können. Und auf einmal geht das nicht mehr. Weil sie keine Ausbildung machen dürfen. Keine Genehmigung dafür bekommen, eine Vollzeitstelle anzunehmen. Abgeschoben werden sollen.“

Dies sind die Worte einer Lehrerin aus Neustadt über ihre Schüler bei der Kundgebung am 2. Juni 2017. Allesamt kommen Sie aus Ländern, in denen Krieg, Terror, Angst und Tod herrschen. Eines dieser Länder ist Afghanistan. Aus diesem Land kommt Karim. Seit 2 Jahren lebt er hier in Weiden und hat hier ein Zuhause gefunden. Doch jetzt soll auch er abgeschoben werden. Ein junger Mann, der seit Beginn dieses Schuljahres das Kepler-Gymnasium in Weiden besucht, hier Freunde gefunden hat, aktiv bei uns im Jugendzentrum, beim Netzwerk Asyl und im Arbeitskreis Asyl mitarbeitet. Ein junger Mann, der alles dafür tut, hier in Deutschland zu einer guten und funktionierenden Gesellschaft beizutragen. Der arbeiten möchte, anderen helfen möchte und sein Leben so leben möchte, dass er keine Angst davor haben muss, den nächsten Tag vielleicht nicht mehr erleben zu dürfen. Weil Karim für sich und seine Zukunft kämpft, hat er die heutige Kundgebung zusammen mit Jost Hess vom Arbeitskreis Asyl organisiert.

Die Geschichte, die Karim erzählt, verursacht Gänsehaut. Die Fakten, die Jost Hess und Veit Wagner ( Amnesty International ) aussprechen, machen einen fassungslos.

Es geht nicht darum, wahllos Menschen zu unterstützen und ihnen hier eine Chance in Deutschland zu geben. Denn wir dürfen nicht vergessen, böse Menschen gibt es überall. Unabhängig von Herkunft, Religion und Kultur.

ABER Menschen, die sich für sich und ihre Zukunft einsetzen, dafür arbeiten, dass es ihnen eines Tages besser geht, die sich INTEGRIEREN MÖCHTEN und alles dafür tun, sich hier einzufügen:
SIE ALLE HABEN ES VERDIENT, HIER FUSS FASSEN ZU KÖNNEN!

Seit Beginn der Flüchtlingswelle sind wir dazu aufgerufen, zu integrieren, die jungen Menschen (in der Jugendarbeit) Teil unseres Alltags werden zu lassen, mit ihnen einen Weg des Miteinanders zu finden. Wir im Jugendzentrum Weiden haben Projekte organisiert, Gespräche geführt, sind in den Dialog gekommen, und die jungen Menschen aus den Kriegsgebieten haben sich darauf eingelassen, sind Teil dessen geworden, was unseren Alltag ausmacht. Doch wie bleiben wir glaubwürdig, wie kann Integration auf Dauer gelingen, wenn die Grundlagen dafür nicht geschaffen sind? Wenn wir Integration fordern und fördern, um dann die jungen Menschen wieder wegzuschicken?

Als Träger der offenen Jugendarbeit spreche ich hier gerade für junge unbegleitete Flüchtlinge, die bis zu ihrer Volljährigkeit alles tun, um hier in Deutschland in Ausbildung zu kommen, sich eine Basis für ihre Zukunft zu schaffen. Junge Menschen, die als KINDER die Flucht aus ihrem Heimatland in Kauf nehmen, um die CHANCE auf eine ZUKUNFT zu haben.

Wie soll Integration gelingen, wenn es keinen Unterschied macht, ob sich ein junger Mensch einsetzt, alles dafür tut hier anzukommen oder einfach nur abwartet, ob er bleiben darf oder gehen muss oder sogar kriminell wird? Dies kann keine Grundlage sein, auf der Integration gelingen kann. Dies kann keine Grundlage sein, auf der wir unsere Arbeit glaubwürdig und sinnvoll durchführen können.

Integration kann nur gelingen, wenn die Angst vor Abschiebung
nicht als ständiges Damoklesschwert über den Köpfen der
jungen Menschen schwebt!