Antisemitismus: Bürger auf die Straße

Eine Grundschülerin wird gemobbt, weil sie aus einer jüdischen Familie kommt. Ein Mann wird verprügelt, weil er eine Kippa trägt. Eine Gedenkstätte wird beschmiert, weil sie an das Leid der Juden erinnert. Das sind Ereignisse aus jüngster Zeit, die ein Schlaglicht auf den Antisemitismus hierzulande werfen.

Es sind Ereignisse, die zeigen, warum es richtig und wichtig ist, wenn Menschen sich zusammentun, um in einigen deutschen Städten gegen Judenhass zu demonstrieren – Menschen jüdischen, christlichen, muslimischen oder gar keinen Glaubens; Menschen, die sich hinter dem Motto „Berlin trägt Kippa“ versammeln, die nicht hinnehmen wollen, dass Juden angegriffen werden, weil sie Juden sind; Menschen, die eine Situation beklemmend finden, in der es Gründe für die Diskussion darüber gibt, ob Männer auf der Straße ihre Kippa tragen sollten, wovon der Präsident des Zentralrats der Juden abrät. Gewiss, Politiker hatten die antisemitischen Attacken verurteilt. Aber es reicht nicht, wenn nur der Staat das Signal aussendet, dass er keinen Antisemitismus duldet. Dieses Zeichen muss auch aus der Gesellschaft kommen; von Bürgern, die klar machen, dass sie Judenfeindlichkeit für unerträglich halten, ganz gleich, ob sie von Deutschen oder von Zuwanderern ausgeht.

Text von und mit freundlicher Genehmigung von Ferdos Forudastan (Süddeutsche Zeitung)