Datum: 26.10.2013
Beginn: 19.00 Uhr
Ort: Haus der Evangelischen Gemeinde St. Michael
Adresse: Wolframstraße 2, 92637 Weiden
Band: Gymnasium Neustadt a.d.WN.
Kooperation: Christlich-Jüdische Gesellschaft
Eintritt: kostenlos, Spenden erwünscht
Carl-s-son, die etwas andere Schulband.
Was ist das eigentlich: KLEZMER?
Diese Frage stellen sich nicht nur die Zuhörer auf unseren Konzerten immer wieder.
Diese Frage haben sich auch die mutigen Schülerinnen und Schüler der
„ersten Generation“ dieser Band gestellt, als ich im Schuljahr 2010/11
den Vorschlag machte, ein solches Projekt ins Leben zu rufen.
Am Anfang waren wir drei Quer-, zwei Block-Flöten, Klavier, Schlagzeug,
Perkussion und zwei Gitarren, die da jeden Donnerstagnachmittag probten
und experimentierten.
Musik und experimentieren? Sind wir hier in Chemie?
Noch so eine Frage.
Zu den Probentagen in Ensdorf im Juli 2011 vergrößerte sich die
Klezmerband schlagartig, da einige Schülerinnen und Schüler neugierig
wurden, was ich da mit der „ersten Generation“
anstelle. Celli, Geigen, Klarinetten gesellten sich zu uns und aus kleinen Experimenten wurden große Versuchsanordnungen.
Beim Sommerkonzert 2011 präsentierten wir dann erstmalig unsere Bemühungen und wie ich glaube, das mit großem Erfolg.
Und auch wieder vielen Fragen? Was ist das eigentlich „Klezmer“ und
warum verschwindet der Herr Kraus eigentlich plötzlich von der Bühne und
warum spielt da gerade jeder was und wann er will und komischerweise
hört sich das ja trotzdem richtig gut an und wieso können da lauter
verschiedene Instrumente spielen, die ja eigentlich gar nicht zusammen
passen? So anders, so fremd, so unkonventionell.
Erste Schulwoche September 2011. Einteilung der Wahlfächer.
Jetzt war es an mir zu fragen:
„Wie soll ich neunzehn Schüler in einer Band unterbringen?“
Das war und ist meine Frage und Herausforderung dieses Schuljahr gewesen
und zum Weihnachtskonzert hatte ich sie dann endlich beantwortet.
Ich mache es einfach.
Eine avantgardistische Weihnachtsgeschichte mit Textzeilen aus dem
Weihnachtsevangelium, verbunden mit jüdischer Musik. Schöne Geschichte!
Klezmer ist in erster Linie die Musik der Juden Osteuropas. Wandernde
Musiker zogen mit Ihren Instrumenten durchs Land und spielten auf
Hochzeiten, Beerdigungen, religiösen Feiern und anderen Festen. Meist
waren die Musiker alleine oder in sehr kleinen Gruppen unterwegs und
wenn sie sich mit anderen Musikern trafen, dann spielten sie einfach
zusammen. Ohne lange Proben und in jeder nur denkbaren instrumentalen
Besetzung.
Die ursprüngliche Klezmermusik besteht aus einfachen und meist sehr
kurzen Melodien die sich jeder gut merken konnte. Und dann? Dann wurde
improvisiert was das Zeug hält.
Improvisation, das ist das Experiment in der Musik. Probieren was
zusammen passt. Was harmoniert und was nicht? Und wenn man es nur lange
genug spielt dann harmoniert es doch.
Klezmer ist immer ein wenig wehmütig und melancholisch aber trotzdem
voller Energie und Lebensfreude. Und deswegen kann dasselbe Stück bei
fröhlichen Anlässen genauso gespielt werden, wie bei traurigen.
Klezmermusik wandelbar und wunderbar.
Ich vergleiche die Musik gerne mit einem Unwetter mit Blitz, Donner,
Sturm und Hagel und trotzdem scheint auch die Sonne immer etwas hervor
und es entsteht ein Regenbogen.
Für mich ist jedes Stück ein Anfang. Ende ungewiss. Ein neuer Einstieg
in die Musik und die Geburt eines einzigartigen Stückes. Ein Stück das
so noch nie gespielt wurde und wahrscheinlich genau so auch nie wieder
gespielt werden wird. Und das macht es so einfach und auch so schwer.
Wir haben nur eine Melodie und wenn wir alle diese Melodie spielen wird
das sehr schnell sehr eintönig. Also müssen wir experimentieren. Was
könnte denn wer, wann, wo und wie noch dazu spielen. Spielen wir das
ganze Stück oder vielleicht nur jeden zweiten Takt und was machen wir
überhaupt. Nichts wird notiert sondern alles ausprobiert. Und das macht
es für meine Musiker manchmal so schwierig. Wir sind es gewohnt genaue
Vorgaben zu haben, alles notiert und genau beschrieben. Aber das
bekommen sie nicht von mir.
Je länger wir nun zusammen proben desto freier werden meine Schüler und
vor allem selbstständiger. Und genau darum geht es und genau das ist
„Carl-s-son“
Der Name „Carl-s-son“ hat keine hintergründige Bedeutung.
Wir haben einen Namen für unsere Band gesucht und diesen gefunden.
Mich erinnert der Name an die Kinderserie „ Carlson auf dem Dach“. Der
kleine Junge der fliegen kann und dem nichts wichtiger ist als frei zu
sein.
Und wir nehmen uns die Freiheit diese Musik zu spielen, so wie wir es uns vorstellen.