Ausstellungseröffnung der Hans-Scholl-Realschule
„Das Konzentrationslager Flossenbürg
– Die SS als Wirtschaftsunternehmen“
Der heute 87jährige Zeitzeuge Michael Smuss brachte Schülern seine
Geschichte von Ghetto, Lagerhaft und Todesmarsch nah. Im Anschluss
eröffnete er eine Austellung von Schülern zum Thema „Die SS als
Wirtschaftsunternehmen“ im Rahmen des Bundesförderprogramms „Toleranz
fördern – Kompetenz stärken“
„Das demokratische Deutschland ist ein Wunder. Möglich gemacht haben es verantwortungsvolle Lehrer und Lehrerinnen“
Dieses ist eines von vielen druckreifen Zitaten, mit denen Michael Smuss
– Überlebender des KZ Flossenbürg – die Schüler der
Hans-Scholl-Realschule am Freitag in seinen Bann zog. Herzlich und sehr
persönlich schilderte er sein ganzes Leben, unter anderem seine Zeit
beim Warschauer Ghettoaufstand 1943, die Lagerhaft in Flossenbürg und
den Todesmarsch. Dass er 1945 befreit war, hatte er erst gemerkt, als er
bei medizinischer Betreuung erwachte. Der Draht, mit dem seine Kleidung
„zusammengenäht“ war, hatte ihm schwere Scheuerverletzungen zugefügt.
„Das hatte eine große Theatralik wegen des vielen Blutes – ich wurde
dann als VIP im Lazarett behandelt.“ Nach dem Holocaust emigrierte er in
die USA, sagte aber absichtlich Frau und Kinder nichts über sein
Holocaust-Schicksal, wollte sie nicht belasten. Erst seit 1993 redet er
offen und auf Vorträgen über seine Vergangenheit. „Nach dem Krieg
mussten wir nach vorne schauen – Yankees werden.“
„Als Jugendlicher heute hat man es schwerer als früher“
Bemerkenswert ist seine Art, sich für Schüler zu interessieren. Selbst
bei der Eröffnung der Ausstellung „Das Konzentrationslager Flossenbürg
–Die SS als Wirtschaftsunternehmen“ geht er auf Schüler ein, die diese
Ausstellung aufgebaut haben, besteht auf Fotos zusammen mit einzelnen
Schülern. „Woher kommst Du? Was wirst du nach der Schule machen? Du bist
aus dem Osten! Woher? Kasachstan? Ich kannte da einen…“. Dass macht es
den Schülern der 9.Klasse leicht, am Ball zu bleiben und hat eine
menschliche Dimension, die Schulbücher nicht bieten können. Schulleiter
Stefan Harbauer dankte Herrn Smuss und seiner Frau für ihr Kommen am Tag
des Stauffenberg-Attentats. Frau Susanne Reinhardt (Stadt Weiden) und
Andreas Klier (Stadtjugendring Weiden) betonten in ihrem Grußwort die
Wichtigkeit des Festhaltens an der Geschichte als wichtigsten Teil der
Prävention rechten Gedankenguts. Für die Firma VANTAGE Film GmbH –
wichtiger Sponsor im Projekt – und für den Förderverein gleichzeitig
sprach Hr. Bäumler, während ein Filmteam seiner Firma die ganze
Veranstaltung mit mehreren Kameras und Tontechnik aufnahm.
„Die Hinrichtung von Hans und Sophie Scholl war für uns im
Warschauer Ghetto ein wichtiger Funke – zwei Tage später wurde dort auf
die SS geschossen“
Die Hans-Scholl-Realschule bietet das Wahlfach „Arbeitskreis
Flossenbürg“ unter der Leitung von StR Johannes Paar für Schüler an, die
sich ein vertieftes Wissen über die NS-Zeit aneignen wollen, z.B. durch
Besuch der Gedenkstätte und des Reichsparteitagsgeländes in Nürnberg.
Ausgestattet mit Bundesmitteln des Programms „Toleranz fördern –
Kompetenz stärken“ sollen diese Schüler dann an anderen Schulen
Jugendliche fit machen für den Besuch der Gedenkstätte Flossenbürg
mittels eines Vortrags, eines Films und der neu eröffneten Ausstellung.
Lehrer können das Team „buchen“ und so das Gesamtpaket an ihre Schule
holen.
Die am Freitag eröffnete Ausstellung basiert auf den Ausstellungen der
Gedenkstätte Flossenbürg und war nur mit deren Einwilligung und
Hilfestellung möglich. Sie zeigt das System, in dem Zwangsarbeiter an
Firmen verliehen wurden und die Häftlinge, die diese Zwangsarbeit
ausführten.
Wer sich für die Ausstellung interessiert kann diese ab dem 1. August auf der Homepage der Schule im Internet betrachten unter www.hans-scholl-rs.de.
Begeistert von dem Engagement der Schüler sicherte Michael Smuss alle
ihm weitere mögliche Hilfe zu und bat um Kopien der Ausstellung, des
Films und eine Samstags-Ausgabe von „Der Neue Tag“.